Unternehmenszentrale Zentralfriedhof Wien (Erläuterungstext Wettbewerb)

Grundsätzliches:

Die Unternehmenszentrale fügt sich in den städtebaulichen Kontext des Zentralfriedhofes ein und soll mit zeitgemäßer Architektur auf das historische Ensemble des Vorplatzes im Bereich Tor 2 Bezug nehmen. Die Schwelle, der übergang, das Abschiednehmen ist Thema der Architektur. Zeitlose Eleganz, ausgedrückt durch die klare Form und die dunkle Steinfassade soll Einfühlungsvermögen auf die besondere emotionale Situation der Besucher aufzeigen.

Durch die Bezugnahme auf den historischen Bestand, gleichzeitig aber auch durch den markanten Material- und Farbwechsel wird die Unternehmenszentrale zu einem städtebaulichen Merkpunkt im Stadtraum der Simmeringer Hauptstrasse. Die Eingliederung in den Gesamtkomplex des Zentralfriedhofes wird durch das Eingehen auf die Achsen der Gesamtanlage aufgezeigt. Dadurch soll auch auf den städtebaulichen Kontext mit dem Krematorium aufmerksam gemacht werden.

Die Fassade soll in schwarzem Stein, die Fenster als Fensterbänder ausgeführt werden. Dadurch ist es möglich, flexible Bürostrukturen zu realisieren. Durch die tief zurückversetzten Fenster ist ein konstruktiver Sonnenschutz gegeben, welcher zusätzlich durch außen liegende Jalousien unterstützt wird. Durch die Ausformung des Daches als 5. Fassade werden die angeführten Themen auch im Objektdesign aufgezeigt.

Energiestandard:

Durch die kompakte Bauweise in Verbindung mit einer optimalen Wärmedämmung ist der Niedrigenergiehaus-Standard gesichert. Durch die tiefliegenden Fenster ist auch im Sommer ein optimales Raumklima zu erwarten, eine aufwändige Klimatisierung kann entfallen. Dadurch ist nicht nur eine ökonomische Errichtung gewährleistet, sondern auch ein ökonomischer Betrieb der Unternehmenszentrale. Als Option können die Innenhofbereiche mit einem öffenbaren Dach überdeckt werden, um so die Energiebilanz noch entscheidend zu verbessern.

Verkehrsorganisation:

Die geforderten Kundenabstellplätze (20 Stück) sind direkt an der Simmeringer Hauptstrasse angeordnet. Die Betriebsfahrzeuge sind in der Tiefgarage und im überdeckten Bereich der Sargentnahme situiert. Die Mitarbeiterparkplätze können im rückwärtigen Teil des Grundstückes untergebracht werden. Wir schlagen aber vor, die jetzige Parkierung auf dem Fremdgrundstück weiter zu führen, wobei wir einen direkten Eingang in die Eingangshalle anbieten können. Für die Fahrräder ist seitlich vom Mitarbeitereingang eine überdachte und versperrbare Abstellmöglichkeit realisiert.

Funktionen:

Das Kundenzentrum und der Verkauf sind von der Simmeringer Hauptstrasse einsehbar und von dort auch direkt betretbar. Die gewünschte Ausstellung kann sowohl im Vorbereich als auch im dahinter liegenden überdeckten Innenhof realisiert werden. Für die Mitarbeiter gibt es einen separierten Eingang von der namenlosen Gasse. Dadurch ist das zentrale Betreten des Gebäudes und kurze Wege zu allen Funktionseinheiten möglich.

Die Zu- und Abfahrten bzw. Anlieferungen werden durch die namenlose Gasse realisiert.

Sämtliche Bürofunktionen sind im vorderen dreigeschossigen Baukörper untergebracht. Der dahinter liegende eingeschossige Baukörper beinhaltet die Funktionen der Bestattung. Die Cafeteria ist im 1. OG untergebracht. Sie ist separiert von den Kundenzonen und gibt auch die Möglichkeit einer Nutzung unabhängig vom Bürobetrieb, da sie direkt an das öffentliche Stiegenhaus angeschlossen ist.

Wirtschaftlichkeit:

Das Gebäude wird in Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Die Deckenspannweiten liegen im wirtschaftlichen Bereich. Sämtliche Betonteile sind mit Betonkernaktivierung versehen. Dadurch ist es möglich, sämtliche Abwärmepotentiale zu nutzen und im Sommer durch Aktivierung der Bodenplatte bzw. Erdsonden eine ökonomische Kühlung zu realisieren.

Freiraumkonzept:

Die Bäume im Bereich der Simmeringer Hauptstrasse bleiben erhalten und werden in das Grünkonzept integriert. In diesem Vorbereich der Unternehmenszentrale wird ein Freiluftausstellungsbereich realisiert, welcher auch vom Straßenraum eingesehen werden kann. Die Innenhöfe bieten in Verbindung mit dem Kundencenter auch die Möglichkeit für Ausstellungen. Die weiteren Bereiche werden in ihrer Grüngestaltung so ausgeführt, dass sie von den Mitarbeitern in den Pausen als Erholungsraum genutzt werden können.

Konstruktion:

Die Stahlbetonfundamentplatte wird als Kollektorplatte für die Kühlung ausgeführt, Stahlbetonstützen und -decke ebenfalls mit Betonkernaktivierung, weiters ein Doppelboden für eine flexible Installationsführung. Die Dachkonstruktion besteht aus einer Stahlbetondecke mit entsprechender Wärmedämmung und einer Bitumendachabdichtung.

Gebäudehülle:

Diese besteht aus Stahlbetonwandscheiben und Stahlbetonbrüstungen mit Wärmedämmung und hinterlüfteter, vorgehängter Steinfassade. Sollte eine konventionelle Steinfassade nicht in das Budget passen, so wird eine auf ein Trägermaterial aufkaschierte Dünnfassade (12mm) vorgeschlagen.

Haustechnik:

Wie schon angeführt wird für die Heizung und für die Kühlung eine Betonkernaktivierung vorgeschlagen. Dadurch können alle Abwärmepotentiale von Licht, Computer, Menschen etc. ausgenutzt werden und eine allenfalls gewünschte Kühlung kann über die Aktivierung der Betonfundamentplatte bzw. mit Erdsonden kostengünstig realisiert werden.

Wien gilt als eine Stadt, die immer schon eine besondere Beziehung zum Tod hat. Dies zeigt sich auch in der besonderen Anlage des Zentralfriedhofes. Das nun zu errichtende Gebäude der Unternehmenszentrale soll mit zeitgemäßer Architektur diese Besonderheit im Stadtbild verankern und zusammen mit dem historischen Ensemble ein spannendes Zusammenspiel von Alt und Neu zeigen.