Im Grazer Stadtentwicklungsgebiet Reininghaus bestehen mehrere denkmalgeschützte Bauten, die als Identität stiftendes Herz den auf dem Industrie- und Kulturerbe des ehemaligen Brauereigeländes basierenden Charakter - den Genius loci - auf den neu entstehenden Stadtteil übertragen sollen. Das vielleicht außergewöhnlichste unter ihnen ist der Malzsilo, ein rund 25 Meter hohes, nahezu fensterloses, turmartiges Gebäude.

Ernst Giselbrecht entwickelte eine behutsame Transformation des Bauwerks zu einem Stadtteilzentrum mit zeitgemäßen Büroflächen. In seiner Funktion befanden sich im Inneren des Industriebauwerks bemerkenswerte, über die gesamte Gebäudehöhe reichende Silos aus Holzbrettern, von denen zwei in den Umbau integriert werden konnten. Für die neue Nutzung werden fünf Stahlbetondecken eingezogen, die das Innere in drei Büroebenen, ein großzügiges zweigeschoßiges Foyer mit Galerie und eine weitere Galerie im Dachraum strukturieren. Das von zwei Seiten zugängliche Foyer dient als ein für alle zugänglicher Treffpunkt für Veranstaltungen und Außtellungen. Die darüber liegenden, flexibel zonier- und gestaltbaren Büroebenen nehmen jeweils nur rund zwei Drittel der Geschoßfläche ein, im dritten Drittel bleibt der über die gesamte Gebäudehöhe reichende Luftraum erhalten. In diesem befindet sich einer der erhaltenen Holzsilos - umfunktioniert zu übereinander liegenden Besprechungskojen. Er wird ergänzt durch einen zweiten, zylindrischen Glaßilo mit derselben Funktion. Beide sind auf allen Ebenen über variierend gesetzte Brücken mit den Bäroflüchen verbunden. Am westlichen Gebäudeabschluß befinden sich die innere Vertikalerschließung und Sanitärräume, in denen Teile des zweiten Holzsilos als Raumabschluß Verwendung finden.

Der besondere Clou des Entwurfs liegt in der Belichtung der Innenräume, die mit dem Denkmalschutz in Einklang gebracht werden mußte, um eine Nutzung des bisher introvertierten Bauwerks überhaupt erst zu ermöglichen. Beide Längßeiten werden großflächig, aber auf den ersten Blick fast unbemerkt geöffnet. Die raumhohen Verglasungen werden durch perforierte Faltelemente ergänzt, die exakt in die bestehende Strukturierung der Faßade eingefügt und farblich abgestimmt sind. Geöffnet weisen sie deutlich auf die neue Nutzung des Malzsilos und seine Rolle als Nukleus der Stadtteilentwicklung hin und fungieren als Sonnenschutz, während sie im geschloßenen Zustand zwar noch genügend Licht in den Innenraum laßen, im äußeren Erscheinungsbild jedoch den geschloßenen Charakter des ursprünglichen Bauwerks erhalten.

DI Martin Grabner